Glasherstellung

Glas im Bayerischen Wald. Unzählige Generationen von traditionellen Glasmacherfamilien arbeiten seit Jahrhunderten an der Herstellung und Veredelung der weltbekannten bayerischen Glaskunst.

Das genaue Datum der ersten Glasherstellung von menschlicher Hand gefertigt, ist weitgehend unbekannt. Glas wurde auch nicht erfunden sondern eigentlich nur entdeckt, da die Natur selbst der Erfinder des Glases ist. Beim weltweit ersten Vulkanausbruch entstand bereits nach der raschen Abkühlung der Lava an der Erdoberfläche eine Art Gesteinsglas, das man bis heute Obsidian nennt.  Es gibt noch weitere natürliche Gesteinsgläser vulkanischen Ursprungs wie Bims, Perlit, Pechstein, Hyaloklastit, blasenreiche Schlacke und das eher seltene basaltische Limu. Weiterhin liefert die Natur selbst glasartige Gebilde und zwar bei  Meteoriteneinschlägen, bei denen Gestein geschmolzen und zu gefährlichen glasigen Geschossen umgewandelt wird. Entladen sich Gewitter über Sandgebieten oder schlagen in Form von Blitzen in die Erdoberfläche ein, dann lassen sie so genannte Fulgurite, zu deutsch „Quarzglas“ im Sand zurück. Auch das ist Naturglas in Perfektion vom Erfinder Mutter Erde. Schon in der Jungsteinzeit nutzten unsere Vorfahren diese natürlichen Glasarten um daraus Amulette, Schmucksteine aber auch Speer- und Pfeilspitzen zu fertigen. Später entdeckte man  das Glas gleich noch einmal und zwar eher beiläufig, denn beim Brennen von Gegenständen aus Keramik entstand ungewollt ein glasiger Überzug, diesen Vorgang machte man sich fortan zunutze.

Glasgeschichtlicher Kurzüberblick

Die Geschichte des Glases begann also vor endlos langer Zeit und zwar parallel an diversen Orten der Erde. Die ältesten Funde von Gegenständen eines glasartigen Materials stammen aus der Zeit um 5000 v. Chr. und wurden in Ägypten entdeckt. Als eigenständiger Werkstoff wurde das Glas aber zum ersten Mal um das Jahr 1600 v. Chr. im ägyptischen und syrischen Raum eingesetzt und zwar zur Herstellung von Hohlgefäßen. Um die Zeitenwende erfand man am Küstenstreifen Syriens und Palästinas die Glasmacherpfeife. Die ersten Glashütten Europas und Vorderasiens wurden im Römischen Kaiserreich gegründet. Um das Jahr 800 hielten die Kirchen die Hand auf sämtliche Glasproduktionen, es entstand ein klerikales Glasmonopol, bei dem man sämtliche Kirchenutensilien wie Leuchter, Messkelche, Ölschalen sowie farbiges Glas für die Kirchenfenster herstellen ließ. Im 11. Jahrhundert begann in Anlehnung an die orientalische Glasherstellungskunst die Glasindustrie in Venedig und später auch auf den vorgelagerten Inseln Murano und Burano aufzublühen.

Wann, wie und warum das Glas in den Bayerwald gelangte

Im 14. Jahrhundert begann die erste Glasproduktion nördlich der Alpen. Da man zu jener Zeit zur Herstellung von Glas Unmengen von Holz benötigte, aus dem die unentbehrliche Pottasche gewonnen wurde, verlegte man die Glasmacherei in so genannte Waldglashütten. Da der Bayerische Wald das waldreichste Mittelgebirge Deutschlands ist, wird dort also seit sieben Jahrhunderten das begehrte Glas gefertigt. Die Grundherren strebten an die endlosen Waldflächen und unerschlossenen Urwälder wirtschaftlich zu nutzen. Da sich diese riesigen Waldgebiete entlang der Grenze zu Bayern und Böhmen weder für die Landwirtschaft noch für eine Besiedelung eigneten, entschloss man sich, hier Glashütten zu errichten. Aus dem Holz der Wälder wurden sie erbaut und die Pottasche aus dem Holz gewonnen, lieferte der Bayerische Wald ebenso wie den zur Glasherstellung benötigten Quarz, den es hier als Urgestein allerorts gibt. Selbst Wasser zum Betreiben der Sägen, Glasschleifereien und Quarzmühlen war hier seit jeher ausreichend vorhanden. Jetzt fehlte nur noch der Kalk, den man sich von außerhalb anliefern ließ. Auch den Ton für die Schmelzhäfen sowie diverse Erdgemische zur Herstellung von farbigem Glas wurden auswärtig bezogen. Im Bayerwald gibt es für das in Waldglashütten hergestellte Glas sogar einen regionstypischen Namen, man nennt dieses Pottascheglas, das durch Eisenoxide grünlich gefärbt ist „Waldglas!“

Alteingesessene Glasmanufakturen des Bayerwaldes und deren Leitspruch: „Es ist ein unendlich Kreuz, Glas zu machen!“

Auf eine 450jährige Tradition kann die Glasmanufaktur Poschinger in Frauenau zurückblicken. Hier wird das gefertigte Glas in aufwändiger Handarbeit durch Schliffe, Gravuren oder Malereien veredelt, so dass einzigartige Unikate entstehen.   
In zweiter Generation ist auch schon die Familie Kagerbauer von den berühmten Kristall Erlebniswelten Joska in Bodenmais tätig. Hier kann man das Glashandwerk in einer Schauglasbläserei mit Glasblasen für die Besucher hautnah erleben. Dort wurden zahlreiche Weltrekorde errungen, beispielsweise mit dem größten Weißbierglas, der größten Christbaumkugel und der größten Glasmurmel der Welt. Internationale Stars aus dem Showbiz und der Sportwelt werden alljährlich mit den begehrten Glaspokalen von Joska geehrt.
Seit 1872 gibt es das Unternehmen Zwiesel Kristallglas mit seinen Eigenmarken, dem Schott Zwiesel und dem Jenaer Glas. Diese exklusiven Kollektionen stehen für Eleganz und Zeitlosigkeit. Moderne paart sich hier mit historischer Tradition und bringt erlesene Einzelstücke hervor.
Im Jahre 1836 öffnete die bekannte Kristallglasmanufaktur Theresienthal in Zwiesel ihre Pforten. Deren Glaskunst wird bis heute ausschließlich in Handarbeit gefertigt, so dass eine gleichbleibende Qualität garantiert werden kann.
Im Glasmuseum in Passau wird zwar kein Glas hergestellt, dafür kann man hier Gläser aus Bayern, Böhmen, Österreich und Schlesien bewundern. Es handelt sich um das mit 30.000 Gläsern weltgrößte Museum über Böhmisches Glas, das sogar in die Liste: „National wertvolles Kulturgut“ eingetragen wurde!

Glasdörfer, Glasbläsereien, Bleikristallwerke & Glashütten des Bayerwaldes

Weitere eindrucksvolle Beispiele über den transparenten, zerbrechlichen und doch so edlen  Werkstoff Glas erlebt man in den nachfolgenden Betrieben entlang der 250 km langen, touristischen Glasstraße des Bayerischen und Oberpfälzer Waldes, die als eine der schönsten Ferienstraßen Deutschlands gilt. Sie führt von Neustadt an der Waldnaab bis nach Passau. Hier sind auch berühmte Wanderwege wie der Gläserne Steig und der Goldsteig zu finden. Eindrucksvolle Natur- und Tiererlebnisse genießt man im traumhaft schönen Nationalpark des Bayerischen Waldes, den die Glasstraße ebenfalls durchquert.

Bleikristallwerke Nachtmann in Riedlhütte
Glasdorf Weinfurtner in Arnbruck
Glashütte Valentin Eisch in Frauenau
Kunstglasbläserei Gerhard Krauspe in Zwiesel
Glashütte „Alte Kirche“ in Lohberg
Glasbläserei H. Kufner in Lindbergmühle
Kristallglashütte in Spiegelau
Gläserne Scheune Rudolf Schmid in Viechtach

Die Bestandteile des Glases

Schon der Assyrer-König Ashurbanipal hinterließ auf einer Tontafel um 650 v. Chr. das Rohstoffrezept zur Glasherstellung: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide - und Du erhältst Glas."
Heutzutage heißt die Rezeptur: Sand, Kalk, Soda und Pottasche. Zusammengemischt und auf 1400 Grad Celsius erhitzt, schmelzen diese Rohstoffe und Glas entsteht.

Was steckt hinter dem Namen „Brille“

Da es zu Römerzeiten noch keine Brillen gab dafür aber kurz- oder weitsichtige Menschen, schliff man Linsen aus dem Mineral Beryll um sie sich für besseres Sehen direkt vor das Auge zu halten. Und aus diesem Wort Beryll wurde später der heutige Name der Brille abgeleitet. Im 13. Jahrhundert stellte man in Venedig die ersten Brillen aus Glas her, die aber lange Jahre Einschlüsse, Schlieren und Blasen enthielten und so nicht wirklich das Sehen verbesserten. Erst im Jahre 1884 entwickelte der Chemiker Otto Schott optisch einwandfreie Gläser in Zusammenarbeit mit dem Carl Zeiss Werk in Jena.

Abschließende Worte

Mit eindrucksvoller Energie, erstaunlicher Kreativität und unbändigem Fleiß schafften es die bayerischen Glasmacher, aus dem Bayerischen Wald ein Zentrum der europäischen Glasherstellung werden zu lassen.

Glasstraße

Die Ferienstraße, die durch den Oberpfälzer und Bayerischen Wald führt. Bayerischer Wald - hier steht das Thema Glas im Mittelpunkt.

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Glasherstellung erleben

Erleben Sie das einmalige Abenteuer, Ihr eigenes Glas selber zu blasen. Hier wird größter Wert auf Kreativität gelegt!

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